So gelingen Haustürgespräche

Ab an die Tür! Beim bundesweiten Haustür-Aktionstag am 5. Juni
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Haustürgespräche bringen uns in Kontakt mit den Leuten, die wir am Infostand zu selten treffen, die wir mit Plakaten kaum erreichen und die nicht zu unseren Veranstaltungen kommen. Sie stärken unsere Verankerung und sind eine gute Gelegenheit, linke Kandidatinnen und linke Inhalte zu präsentieren. Aber was macht gute Haustürgespräche eigentlich aus? Wir sprachen mit Eva Wolf (Stadtvorstand und Haustürkoordinatorin des OB-Wahlkampfs 2020 in Chemnitz), Anja Müller (MdL und Kreisvorsitzende Wartburgkreis) und Luigi Pantisano (OB Kandidat 2020 in Konstanz).

Was war eure Motivation mit Haustürgesprächen anzufangen?

Eva: Ich habe mir 2018 gedacht, mit Haustürgesprächen bist du vor Ort und das hilft der Partei.

Anja: Wir haben uns auch 2018 gefragt, wie kommen wir an die Menschen ran? Dann haben einfach an Haustüren geklingelt. Und wir waren so begeistert von dem, was an den Türen passiert ist. Ich werde nie meinen älteren Genossen vergessen, der ist über 70, den haben wir gar nicht losreißen können von den Haustüren. Die Politik ist so kompliziert geworden und die Leute wollen einfach quatschen. Und genau das mit ihnen zu machen, den Menschen einfach Politik zu erklären, das ist das Beste.

Luigi: Die Motivation war bei der OB-Wahl in Konstanz vor allem das Erzeugen einer Masse. Wir wussten, dass es durch die Corona-Pandemie schwierig wird, Leute zu erreichen. Also haben wir gedacht, okay, wir versuchen es über die Haustür.

Gab es auch Vorbehalte gegen Haustürgespräche?

Luigi: Als wir das erste Mal vor so einer Türe standen - man kommt sich ja vor wie ein Zeuge Jehovas. Diese Vorbehalte trägt allein sich. Wir haben uns sehr bemüht, die Vorbehalte aufzulösen. Mit Spaß zum Beispiel oder indem man einfach an ein paar Türen klingelt. Sobald man zwei, drei Gespräche geführt hatte, funktioniert es.

Eva: Das größte Hindernis waren die Vorbehalte im Stadtvorstand und im Landesvorstand. Und auch meine befreundeten Genoss:innen haben anfangs immer ganz kurzfristig abgesagt. Aber bis Februar 2020 hat sich ein fester Kern von acht Genoss:innen herauskristallisiert und dann bei der OB-Wahl waren wir 15. Das hat sich dann auch im OB-Wahlkampf niedergeschlagen. Wir haben zwar nicht gewonnen, aber enormen Zuspruch erhalten.

Trotz Corona mit den Leuten ins Gespräch kommen (hier in Berlin).

Eva, nach welchen Kriterien habt ihr die Viertel ausgewählt?

Eva: Wir haben erst Viertel aufgesucht, wo wir schon eine Stammwählerschaft hatten, wir aber bei der letzten Wahl festgestellt haben, dass die nicht aktiviert wurden. Und die waren eigentlich alle begeistert. Zuletzt haben wir gesagt, jetzt trauen wir uns einfach mal. Wir gehen in ein Gebiet, das bekannt für viele rechte Leute ist. Und ich glaube, 40 Prozent der Gespräche waren uns wohl gesonnen bei der Frage: “Würden Sie uns auch wählen?”. Wir haben uns auch gar nicht vorstellen können, dass Menschen gleich in DIE LINKE eintreten wollen.

Anja, ihr geht nicht nur im Wahlkampf an die Haustüren?

Anja: Ja, man darf es nicht nur zu Wahlkämpfen machen. Und, wenn es nur einmal im Monat ist. Letztens hatten wir wieder Gespräche geführt. Da steht schon unten vor dem Haus ein kleiner Trupp, auf Abstand im Moment, ist klar. Und da besprechen wir die Probleme, die gerade sind, die Impftermine oder sonst irgendwas. Diese Kontinuität macht’s und dadurch kennen uns die Leute.

Was für Materialien nehmt ihr mit, wenn kein Wahlkampf ist?

Schon wird die Tür geöffnet

Anja: Wir laden die Menschen zu etwas ein. Zu einer Veranstaltung, zu einem Infostand, ich biete auch regelmäßig immer Kaffeeklatsch an. Das kannst du auch über die Zeitung tun, aber wie viele Menschen lesen Zeitung? Also laden wir sie an den Haustüren ein!

Luigi, welche Bedeutung hatten die Gespräche für deine Kampagne?

Luigi: Im zweiten Wahlgang haben wir innerhalb von drei Wochen mit ca. 40 Menschen an fast 10.000 Türen geklingelt. Das hat riesig Spaß gemacht: Klingeln, um über Politik zu reden, viele positive Rückmeldungen zu bekommen. Ich hab‘ zugehört, die Sachen aufgegriffen aus diesen Gesprächen und sie bei Podiumsdiskussionen verwendet, oder beim nächsten Gespräch. Die Menschen, mit denen wir gesprochen haben, hatten was davon. Und alles, was wir gemacht haben, haben wir in die sozialen Medien transportiert.

Was war für euch der schönste Moment an der Tür?

Luigi: Also es gab einen älteren Herrn, der immer FDP gewählt hat. Das Gespräch hat ihn aber ins Wanken gebracht. Er hat mir dann angeboten, nochmal zu kommen, weil sein Sohn und die Nachbarn unten wären auch nicht da, und er würde gerne diesen besonderen Moment, dass da ein Kandidat bei ihm im Treppenhaus steht, teilen.

Anja: Einmal waren wir in einem Haus, dort wohnte eine Rollstuhlfahrerin und die Wohnungsbaugesellschaft hat ihr Problem einfach nicht gelöst – sie kam nicht mehr aus ihrer Wohnung. Wir hatten sie eingeladen zum Sommerfest und ihr versprochen, dort ist jemand dabei, der auch im Aufsichtsrat dieser Wohnungsbaugesellschaft sitzt. Und an dem Tag haben wir das Problem der Frau gelöst. Die war echt dankbar.

Eva: Ein Moment ist mir gut in Erinnerung. Eine ältere Frau war zunächst sehr abweisend. Aber ich konnte mit ihr gut über die Probleme dieses Wohngebiets reden und dann, weil ich Lehrerin war, über die Schule ihrer Enkelin. Wir haben weiterhin Kontakt und sie hat uns gewählt.

Auf dem Weg nach oben

Letzte Frage: Was gebt ihr unserer Partei mit auf den Weg? Was ist euer Tipp für Haustürgespräche?

Luigi: Zuhören können. Das ist ganz wichtig. Also das Interesse mitbringen für die Menschen. Ob die euch positiv oder negativ begegnen – man kann immer was daraus ziehen. Selbst wenn jemand super negativ an der Türe reagiert, könnt ihr trotzdem nachfragen: “Warum denn nicht? Ich würd‘s gerne wissen”. Und an einem euer Workshops zu Haustürgesprächen teilnehmen.

Anja: Ihr müsst wissen, was in dem Viertel gerade los ist, oder lest zumindest vorher die Tageszeitung. Habt einen Mitgliedsantrag mit dabei. Es gibt doch den einen oder die andere, die in die Partei eintreten will.

Eva: Ich schließe mich meinen Vorredner:innen unbedingt an. Und: Immer freundlich bleiben; immer fröhlich sein und nie aufgeben!

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