Diverses Panorama
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Einen Streifzug durch verschiedene Protestbewegungen machen die Filmemacher Christian Lehmann-Feddersen und Alf Schreiber in ihrer Langzeitbeobachtung „Wir sind so frei“. Motto: über die Politik der Feindschaft und was wir dagegen tun.
Porträtiert werden Aktivisten wie Loïc, der in einer Kommune in Nordfrankreich im Einklang mit der Natur wirtschaftet. Oder Julia aus Bonn, die bei der ver.di Jugend aktiv war. Die „Feinde“ sehen sie in weltumspannenden Konzernen, deren Geschäftsprinzip die Ausbeutung ist.
Menschen wie die beiden haben sich bei den Protesten anlässlich des G20-Gipfels 2017 in Hamburg getroffen, bei denen es zu massiver Gewalt und Ausschreitungen kam.
Rechtsanwälte wie Lukas Theune und Gabriele Heinecke schildern ihre Sicht auf die Proteste und die Reaktion der Polizei. Die Filmemacher sind den Beamten in die eigens eingerichtete Gefangenensammelstelle gefolgt, in denen festgenommene Demonstranten stundenlang ausharrten. Julia erzählt, wie sie monatelang mit Repressionen zu kämpfen hatte, obwohl sie bloß bei der falschen Demo gewesen sei. Auch Loïc musste sich lange mit den Behörden auseinandersetzen, weil aus dem Protestzug, bei dem er mitlief, Gegenstände geworfen worden waren.
Soziologen und andere Wissenschaftler haben die Ereignisse unter dem Arbeitstitel „Mapping #NoG20“ aufgearbeitet und erläutern die Zusammenhänge. Das Projekt wird unter anderem vom Hamburger Institut für Sozialforschung getragen und von der Rosa-Luxemburg-Stiftung gefördert. Sie attestieren den politisch Verantwortlichen Mängel in der Vorbereitung und Fehleinschätzungen der zu erwartenden Proteste.
Vom direkten Protestgeschehen wendet sich der Film nach gut einer Stunde ab, Kritiker des weltweiten Kapitalismus und seiner zerstörerischen Auswirkungen kommen mit Vorträgen und in Interviews zu Wort. Sie gehen der Frage nach, inwiefern global aufgestellte Finanzdienstleister bereits in sämtlichen größeren europäischen Unternehmen stecken, wenn nicht gleich in der Politik aktiv sind.
Thema sind auch die gewerkschaftlichen Proteste rund um Dienstleister wie den Food-Lieferdienst Gorillas, die insbesondere Menschen mit migrantischer Geschichte beschäftigen und wegen ihrer Arbeitsbedingungen in die Kritik geraten sind. Arbeitslohn stand aus, Arbeitsgerichtsprozesse folgten. Da sind wir schon dabei, wie es besser geht: Zum Schluss hin gibt es einen Ausblick darauf, wie wir alle ohne Armut, Lohnraub, Sozialabbau, Aufrüstung und dergleichen leben können – und darauf, was wir anstellen müssen, damit es mit derlei Missständen endlich ein Ende hat. Der klassische Kampagnenfilm!
„Wir sind so frei“. D 2024. Regie: Christian Lehmann-Feddersen und Alf Schreiber. Kinostart: 5. September 2024