Junger Aktivismus weltweit
Seitdem Melati laufen kann, engagiert sie sich gegen die Plastikschwemme in ihrem Heimatland Indonesien. Vom Müll hat sie die Nase gestrichen voll. Gemeinsam mit ihrer Schwester hat sie die Initiative „Ban the Plastic Bags“ ins Leben gerufen. Ihre Arbeit brachte sie sogar schon nach New York, dort hielt sie vor den Delegierten der Vereinten Nationen eine Rede. Ihre Devise: Eine bessere Welt ist möglich!
Heute ist Melati 18 Jahre alt und schaut schon auf eine langjährige politische Praxis zurück. Gemeinsam mit einem Filmteam macht sie sich für den mitreißenden Dokumentarfilm „Bigger Than Us“ auf zu anderen Aktivisten, die sich von Kindesbeinen an für eine Sache engagieren. Sie will wissen: Was treibt die denn zu Höchstleistungen an?
Fantasievoll und verschachtelt erzählt, führt sie ihre Reise zur Flüchtlingshelferin Mary auf die griechische Insel Lesbos. Der schildert sie Begegnungen mit den Menschen, die sie bisher getroffen hat. Fünf junge Leute vom Libanon über Afrika bis Brasilien werden vorgestellt, die besondere soziale Projekte nicht nur gegründet haben, sondern auch erfolgreich weiterführen.
Memory stellt sich früh gegen die Tradition der Zwangsehe in ihrem Land Malawi. Dazu gekommen ist sie vor allem aus persönlicher Betroffenheit, sollte sie doch bereits als Kind verheiratet werden. Sie schafft es, im Parlament gehört zu werden, und erreicht, dass die Mindestaltersgrenze für Hochzeiten von 15 auf 18 Jahre angehoben wird.
Auch bei Mohamed hat das Engagement nicht zuletzt private Auslöser. Als Kind flüchtete er aus Syrien in den Libanon, fand, dass die Menschen in den Flüchtlingslagern nur vor sich hindämmern. „Du vergisst dort, was Zeit ist“, sagt er. Er gründete eine Schule, in der heute 200 Kinder unterrichtet werden.
Und Rene? Das Kind aus der Favela in Rio de Janeiro war die Berichte der Medien über seine Nachbarschaft leid, es ging immer nur um Drogen und Gewalt. Um die Informationslage zu verbessern, gründete er eine Kinder- Favela-Zeitung, deren Chefredakteur er heute ist und die monatlich erscheint.
Die junge Winnie baute eine Initiative für saubere Landwirtschaft in Uganda auf; heute ist diese eine Kooperative, die von Bürgerkriegsflüchtlingen aus den Nachbarländern betrieben wird. Und der indigene Rapper Xiuhtezcatl hat den US-Bundesstaat Colorado verklagt, weil dessen Regierung zu faul sei, etwas an der desolaten Umweltsituation zu ändern. Colorado ist bekannt für seine Fracking-Industrie und deren Auswirkungen auf Mensch und Natur. Das Gas, das mit dieser Technik aus dem Boden gepresst wird, landet auch gern mal im Trinkwasser, wie der junge Aktivist eindrucksvoll an der Spüle seiner Mutter demonstriert. Einmal den Hahn aufgedreht, kann er den Output mit dem Feuerzeug anzünden.
Die Leute, die hier für etwas kämpfen, das größer ist als wir, du oder ich, setzen sich für Menschenrechte ein, für den Zugang zu guter Nahrung, zu Bildung. Sie streiten für Meinungsfreiheit und soziale Gerechtigkeit.
„Bigger Than Us“. F 2021. Regie: Flore Vasseur. Filmstart: 16. Februar 2023