"Wir sind die Neuen"
Viel Zeit zum Einarbeiten hatten Susanne Hennig-Wellsow und Janine Wissler nicht. Nur zwei Tage nach ihrer Wahl mussten die beiden neuen Parteivorsitzenden am Montag der Hauptstadtpresse Rede und Antwort stehen. Das Interesse war groß. Beinahe zu groß für den Rosa-Luxemburg-Saal, in dem die Parteiführung ihre Pressekonferenzen abhält. Und so musste der Pressesprecher die Fotograf:innen vor die Tür bitten. Susanne Hennig-Wellsow beschwor in ihrem Statement den „Aufbruch in eine neue Phase“. Wir wollen „klar und deutlich sagen, was wir wollen“, so Hennig-Wellsow. Zugleich freue sie sich über die „sehr, sehr viele jungen Leute im Parteivorstand“. Für die Thüringerin ist klar: „Die Partei hat Lust, diese Bundestagswahl zu rocken“. Hennig-Wellsow unterstrich: „Wir wollen, dass die Bundesregierung nicht mehr mit CDU/CSU besetzt ist“. Wenn es verhandelbar sei, dann könne DIE LINKE „auch in ein progressives Bündnis einsteigen“. Hennig-Wellsow gilt als Befürworterin von Rot-Rot-Grün auf Bundesebene. Das machte sie auch am Montag deutlich: „Ich werbe dafür in meiner Partei, das Gemeinsame mit SPD und Grünen sehen und dann über das Trennende reden“.
Zuerst einmal DIE LINKE stark machen
„Wir sind die Neuen“, begrüßte Janine Wissler die anwesenden und zugeschalteten Journalist:innen und verwies auf das „Signal des Aufbruchs“, das vom Parteitag ausgehe. Bislang gab sich Wissler in Fragen von Rot-Rot-Grün auf Bundesebene zurückhaltend. Die hessische Fraktionschefin gab am Montag zu bedenken, „dass DIE LINKE in Hessen 2008 eine Tolerierungsvereinbarung ausgehandelt hatte mit SPD und Grünen. Das ist dann bekanntlich einen Tag vorher gescheitert, aber nicht an der LINKEN.“ Tatsächlich hatten damals ein paar SPD-Abgeordnete gegen die eigene Parteichefin Andrea Ypsilanti rebelliert und ihr die Gefolgschaft verweigert.
Wissler machte deutlich: „Es geht uns um die Inhalte, wir sind kompromissbereit bei der Frage, wie groß die Verbesserungen sofort sind. Aber wir sind nicht kompromissbereit, wenn es um die Frage von Verschlechterungen geht“. Ihr gehe es jetzt erst einmal darum, DIE LINKE so stark wie möglich zu machen. Erst nach der Wahl will sie über eine mögliche Koalition verhandeln. Wisslers Grundbedingung: „Es muss ein Politikwechsel sein“.
Das Video in ganzer Länge: PK mit Hennig-Wellsow und Wissler