Eine Stadt in Trauer, eine Gesellschaft im Kampf um Solidarität
Der Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt hat uns tief erschüttert. Fünf Menschen haben ihr Leben verloren, über 200 wurden verletzt. Diese Tat hinterlässt Wunden, die weit über den Ort des Geschehens hinausreichen. Unser Mitgefühl gilt den Opfern, den Verletzten und ihren Angehörigen, die plötzlich mit unermesslichem Leid konfrontiert sind. Jetzt ist die Zeit, als Stadtgesellschaft zusammenzustehen, einander Trost zu spenden und Solidarität zu zeigen.
Magdeburg steht still. Die Trauer ist greifbar, die Angst spürbar. Inmitten dieser Dunkelheit zeigt sich aber auch die Stärke der Gemeinschaft. Menschen kommen zusammen, entzünden Kerzen, legen Blumen nieder. Diese Gesten des Zusammenhalts sind ein Zeichen: Ihr seid nicht allein – weder in eurer Trauer noch in eurer Verunsicherung.
Doch schon wenige Stunden nach dem Anschlag haben rechte Kräfte begonnen, die Tragödie für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Statt stiller Anteilnahme wird Hetze verbreitet. Statt Lösungen für gesellschaftliche Probleme zu suchen, werden Feindbilder geschaffen. Diese Polarisierung bedroht das Fundament einer offenen und vielfältigen Gesellschaft.
Eine offene Gesellschaft ist verletzlich. Der Anschlag in Magdeburg zeigt dies auf brutale Weise. Doch gerade diese Verletzlichkeit ist ein Zeichen von Stärke. Sie ist der Preis für Freiheit und Vielfalt. Diese Werte dürfen wir nicht denjenigen überlassen, die mit Hass und Gewalt Spaltung säen wollen.
Was jetzt zählt, ist eine klare Haltung. Die politische und gesellschaftliche Aufarbeitung der Tat muss entschlossen und differenziert geführt werden. Es ist essenziell, die Mechanismen zu verstehen, die Radikalisierung ermöglichen – sei es im Rechtsextremismus, bei Verschwörungstheorien oder in religiös-fanatischen Milieus. Diese Ideologien lernen voneinander und bedienen sich der gleichen Netzwerke und Plattformen. Nur ein umfassendes Verständnis erlaubt es uns, solche Taten in Zukunft zu verhindern.
Gleichzeitig dürfen wir nicht zulassen, dass Migrant*innen zu Opfern erneuter Hetze werden. Schon jetzt stehen viele Menschen mit Migrationsgeschichte unter massivem Druck. Unsere Gesellschaft muss zeigen, dass sie stark genug ist, sowohl die Trauer zu tragen als auch alle Menschen gleichermaßen zu schützen.
Die Tat in Magdeburg verlangt eine sorgfältige Aufklärung. Wir brauchen Antworten: Welche Warnsignale gab es? Wie wurde mit ihnen umgegangen? Wie können Sicherheitskonzepte verbessert werden, ohne in blinden Aktionismus zu verfallen? Das Verlangen nach mehr Überwachung und mehr Befugnissen für Behörden ist ein Reflex. Zur Prävention tragen solche Maßnahmen wenig bei. Es braucht stattdessen mehr Expertise und einen koordinierten Informationsaustausch zwischen den zuständigen Institutionen.
Schließlich ist Solidarität nicht nur ein moralisches Gebot, sondern auch eine praktische Notwendigkeit. Viele der Opfer stehen vor existenziellen Herausforderungen – sei es durch hohe Behandlungskosten oder fehlende Versicherungen. Ein Spendenaufruf wurde gestartet, um den Betroffenen und ihren Familien zumindest finanzielle Lasten zu nehmen. Diese Unterstützung ist ein konkretes Zeichen dafür, dass sie nicht allein gelassen werden.
Magdeburg wird Zeit brauchen, um zu heilen. Es braucht Zeit für Stille, für Trauer und für die Besinnung. Doch wir dürfen uns nicht lähmen lassen. Unsere Antwort auf Hass und Gewalt muss eine noch stärkere Solidarität sein. Eine offene Gesellschaft ist verletzlich, ja. Aber sie ist auch die einzige Gesellschaftsform, die wahre Freiheit und Würde für alle ermöglicht.
Spendenkonto:
Landeshauptstadt Magdeburg IBAN: DE89 8105 3272 0641 0958 72 BIC: NOLADE21MDG Die Angabe eines Verwendungszwecks ist nicht notwendig