Kartentausch für Geflüchtete: Solidarität in Aktion
Bayern ist mal wieder ganz vorne dran mit rechtspopulistischer Symbolpolitik und hat seit Juli 2024 die „Bezahlkarte“ für Geflüchtete eingeführt. Damit können monatlich maximal 50 Euro in bar abgehoben werden. Den Rest ihrer monatlichen Leistungen dürfen geflüchtete Menschen nur für bestimmte Einkäufe, etwa im Supermarkt, verwenden.
Aus Hamburg kommt die so einfache wie überzeugende Idee, Geflüchteten aus dieser diskriminierenden wie einschränkenden Situation durch einen Kartentausch rauszuholen, die wir auch in München übernommen haben. Geflüchtete kaufen mit der Bezahlkarte Gutscheine von Einzelhandelsketten und tauschen die Gutscheine in unseren Wechselstuben in Bargeld um. Andere Menschen tauschen die Gutscheine wieder in Bargeld und verwenden sie zum Einkaufen. Ein roullierendes Tauschverfahren, das von zivilgesellschaftlichem Engagement lebt und weit über unsere Parteistrukturen hinausreicht.
Mit dem Münchener Bündnis „Offen! Für eine solidarische Gesellschaft!“ sind wir immer wieder auf der Straße – ob es um den Protest zu GEAS geht oder um den Kampf gegen rechts. Aus Reihen dieses Bündnisses kam die Idee, die Tauschaktion in München zu realisieren. Auch für uns als Die Linke München war die Idee von Anfang an überzeugend und hat seit dem Start Anfang Juli das Kreisbüro einmal wöchentlich als Wechselstube geöffnet. Wann sind wir effektiver und direkter wirksam, als mit dieser Aktion?
Zu den festgelegten Tauschzeiten treffen sich Menschen nicht nur, um Gutscheine zu tauschen. Die Treffen bieten auch Gelegenheit für Gespräche und Informationen, wodurch Kontakte geknüpft werden, die im Alltag oft nicht zustande kommen würden. Ohne großen Aufwand haben wir Kontakt zu Leuten, die wir sonst nicht treffen würden.
Ein starkes Zeichen gegen unmenschliche Politik
Das Projekt ist mehr als nur eine Hilfsmaßnahme – es ist eine konkrete und wirksame Antwort auf die unmenschliche Politik der Staatsregierung. Durch den Kartentausch helfen wir nicht nur Geflüchteten, sondern setzen auch ein Zeichen der Solidarität und des Widerstands. Wir erleben hautnah, wie sehr Geflüchtete diese Unterstützung schätzen.
Durch „Offen!“ erreichen wir über 200 Organisationen, Initiativen und Gruppen, die sich für eine solidarische Gesellschaft einsetzen. Dieser breite Rückhalt sorgt dafür, dass der Kartentausch auf stabilen Füßen steht. Das Interesse der Presse ließ nicht lange auf sich warten, und schnell wurde über die Aktionen berichtet, was die Reichweite und den Einfluss weiter verstärkt.
Wir sprechen mit Nachbarn, Freund*innen, Arbeitskolleg*innen und Leuten in unseren Vereinen, um Abnehmer*innen für die Gutscheine zu finden, wir kommen als Linke ins Gespräch und stoßen auf positive Resonanz. Das Beispiel zeigt, dass lokale Initiativen große Wirkung entfalten können, wenn sie von einer breiten Basis getragen werden. Die Aktion verdeutlicht, dass Solidarität und Menschlichkeit in der Gesellschaft noch immer einen hohen Stellenwert haben und aktiv gelebt werden können.
Der Kartentausch für Geflüchtete ist ein gutes Beispiel dafür, wie durch gemeinsame Anstrengungen und kreatives Engagement konkrete Hilfe geleistet werden kann. Die Kombination aus praktischer Unterstützung und dem Aufbau von sozialen Netzwerken schafft eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten und setzt ein starkes Zeichen gegen soziale Kälte und politische Resignation.
Wir werden mehr
Aktuell gibt es in München fünf Wechselstuben, so dass Montag bis Donnerstag die Möglichkeit zum Kartentausch besteht. Parallel sprechen wir Initiativen, Nachbarschaftstreffs, Kulturclubs und andere geeignete Stellen an, um sie als weitere Wechselstuben zu gewinnen. Die ersten Einladungen zu Kick-offs sind bereits da, bei denen wir unsere Erfahrungen und organisatorischen Vorbereitungen ganz praktisch und konkret vorstellen. Wir nehmen uns die Zeit und sehen es als weiteren wichtigen Schritt zu Vernetzung und direkten Kontakt.
Ganz aktuell hat sich im Landkreis Rosenheim die Initiative Bezahlkartentausch aus dem offen antifaschistischen Plenum und dem Kreisverband Die Linke Rosenheim gegründet.