Schwer umkämpftes Gebiet
Dokumentarfilm über zwei Hebammen in Myanmar
Zwei Hebammen stehen im Mittelpunkt von Snow Hnin Ei Hlaings Dokumentarfilm „Midwives“. Ihr Einsatzort: das Siedlungsgebiet der verfolgten Rohingya-Minderheit in Myanmar.
Sechs Jahre hat Regisseurin Snow Hnin Ei Hlaings, die unter anderem in Baden-Württemberg studiert hat, an ihrem Film „Midwives“, Geburtshelferinnen, gearbeitet. Da ist Hla, Buddhistin und Inhaberin einer provisorischen Geburtsklinik. Und Nyo Nyo, Muslima und gelernte Hebamme, sie arbeitet bei Hla als Assistentin und Übersetzerin. Die Religionsangabe spielt deswegen eine Rolle, weil die beiden Frauen Kindern in einer umkämpften Region auf die Welt helfen. Sie leben im Rakhaing-Staat in Myanmar, dem Siedlungsgebiet der Rohingya-Minderheit. Die gehört derzeit zu denen am meisten verfolgten Volksgruppen auf der Welt. Weil Rohingya-Kämpfer 2016 mehrere Anschläge auf Polizeistationen verübten, rückte die Armee an, um die Menschen aus Myanmar gewaltsam zu vertreiben. Hunderttausende flüchteten ins benachbarte Bangladesch und leben dort nun in provisorischen Lagern.
Die Verbliebenen haben mit der Feindseligkeit der ansässigen. buddhistischen Bevölkerung zu kämpfen. Hla und Nyo Nyo sind da mittendrin in den Ereignissen, die Konflikte spiegeln sich täglich im Alltag. Und ihre Zusammenarbeit ist alles andere als harmonisch, was dieser Dokumentation durchaus eine rabiate Note verleiht. Besonders Hla überschüttet Patientinnen und Personal den ganzen Tag mit Verwünschungen und Flüchen. Aber sie ist die Einzige in der Gegend, die sich überhaupt auf Geburtshilfe versteht und eine entsprechende Praxis betreibt. Nyo Nyo kann sich denn auch gut eine eigene Filiale vorstellen; ein Vorhaben, das während der jahrelangen Dreharbeiten durchaus Form annimmt.
Filme aus Myanmar sind nicht gerade häufig, „Midwives“ nimmt sich auch die Zeit, Land und Leute zu filmen. Von bedrohlichen Demonstrationen bis hin zu unfassbaren Naturaufnahmen ist hier einiges dabei, und wie im Vorbeigehen fängt die Kamera auch Aktionen des Militärs Myanmars ein – sicher kein ungefährliches Unterfangen. Ein absolut sehenswerter Film!
Midwives“. MMR u. a. 2022. Regie: Snow Hnin Ei Hlaing. Kinostart: 26. Januar 2023
Kinotour mit Regisseurin Snow Hnin Ei Hlaing in Kooperation mit EZEF
Mittwoch, 25. Januar 2023, MÜNCHEN, Monopol, 18.30 Uhr (In Kooperation mit Dok.fest München)
Freitag, 27. Januar 2023, BERLIN, Sputnik Kino, 17.00 Uhr
Montag, 30. Januar 2023, BERLIN, Acud Kino, 19.00 Uhr
Regisseurin Snow Hnin Ei Hlaing und die deutsche Produzentin Ulla Lehmann von AMA Film (Berlin) stehen für Interviews zur Verfügung.