Sergio
Wagner Moura ist der derzeit bekannteste Schauspieler Brasiliens. Seinen Status nutzt er immer wieder, um den Blick auf Brasilien, seine Einwohner und das südamerikanische Kino insgesamt zu verändern. Mit seinen gewaltgeladenen Rollen als Polizist in „Tropa de Elite“ und als Drogenbaron Pablo Escobar machte er ordentlich Schlagzeilen. Die Darstellung der extremen Gegensätze von Arm und Reich in Südamerika, die Korruption und die Auseinandersetzung mit der Staatsgewalt stehen bei seinen Rollen oft im Mittelpunkt.
Dinge, die auch in seinem neuesten Film durchaus eine große Rolle spielen, aber diesmal mit ganz anderer Stoßrichtung: In „Sergio“ spielt er seinen Landsmann Sérgio Vieira de Mello, den ehemaligen Hohen Kommissar der UN für Menschenrechte, der über drei Jahrzehnte immer wieder in komplizierten Befriedungsprozessen, etwa in Kambodscha oder Ost-Timor, erfolgreich zwischen den Konfliktparteien vermitteln konnte und durch seine Arbeit letztlich den Tod fand. Der Film veranschaulicht die Komplexität diplomatischer Prozesse und zeigt, wie schwierig internationale Friedensarbeit ist. Filme dieser Art haben es durchaus schwer – sie sind nicht unbedingt der Kernbestandteil des populären Kinos. Leider enthält auch diese Arbeit Mouras enthält zahlreiche Ungereimtheiten, verliert sich in einer breit ausgerollten Love Story, springt oft schwer nachvollziehbar mit Vor- und Rückblenden durch die Zeit. Und dennoch beleuchtet sie wichtige Kapitel der Zeitgeschichte, macht neugierig auf den Protagonisten und sein Wirken. Alles in allem also ein verdienstvolles Projekt.
Derzeit auf Netflix.