Greta rockt
„How dare you?“ – Wie könnt ihr es wagen? Wohl niemand hat eine eindrucksvollere Rede im Haus der Vereinten Nationen gehalten als die damals 15-jährige Schülerin Greta Thunberg aus Stockholm im Jahr 2019, die der dort der versammelten Weltbürokratie die Klima-Leviten las. sSie hat klar gemacht: Wer sich mit mir anlegt, kann sich einmachen! Die junge Frau ist schlagfertig, kann ihre politischen Botschaften für jeden verständlich rüberbringen und hat einen dicken Kopf.
Seitdem sich die Schwedin, die gerade ihren 18. Geburtstag feierte, mit einem selbstgemalten Schild zum Klima-Schulstreik vor dem schwedischen Parlament auf den Boden setzte, hat sie eine Weltkarriere hingelegt; und die Klimabewegung rund um die Schülerinitiative „Fridays for Future“ weiß jetzt, wie Social Media geht. Greta wurde durch ihre Aktionen und Reden so berühmt, dass sogar einige Mitstreiter schon vom Personenkult genervt sind – dass sie zuweilen Atomkraftwerke für eine Option hält, um den CO2-Gehalt der Luft zumindest vorübergehend zu senken, macht es nicht unbedingt besser.
Auch Schwarzenegger und Merkel kommen zu Wort
„I am Greta“, so beginnt die Ikone meist ihre Ansprachen. Und so lautet auch der Titel des Dokumentarfilms von Nathan Großman, der Greta offensichtlich von Beginn an mit der Kamera begleitet hat und auch die Umweltheilige samt Familie und Hunden zu Hause besucht. Das Asperger-Syndrom, von dem sie betroffen ist, kommt zur Sprache, und auch, dass Thunberg Wert legt auf Gymnastik und Yoga, um damit zurecht zu kommen. Auch auf der sagenumwobenen Segelreise nach New York - sie weigert sich, Flugzeuge zu benutzen - ist die Kamera nah dabei. Daneben erfährt vieles über die globalen Klima-Proteste und ihre Akteurinnen wie Luisa Neubauer – und was ausgewachsene Promis wie Arnold Schwarzenegger und Angela Merkel von ihnen halten.
Regisseur Großman sagt über die Zusammenarbeit mit Greta Thunberg: „Sie war nicht beim Filmprojekt dabei, weil sie prominent werden wollte, sie machte mit, um ihre Sicht auf den Klimawandel und ihre Botschaft zu verbreiten. So lange wir über Themen redeten, die sie interessierten, wollte sie mitmachen, es war okay für sie.“ Und das ist doch eine prima Botschaft an alle Aktiivistinnen und Aktivisten für ihren revolutionären Alltag: Sei wie Greta! Mach nicht mit, weil du groß rauskommen willst. Mach mit, weil es dein Ding ist!
Großman sagt aber auch: „Ich glaube, manchmal ist es gut, die Welt in schwarz und weiß zu sehen, weil du so erst wirklich feststellen kannst, was faul ist.“ Nun: Vielleicht sollte man da nicht immer mitgehen, sondern, im Gegenteil, lieber etwas genauer hinschauen. Großmans Film jedenfalls ist auch eher ein farbenfrohes Filmereignis. Wie heißt noch der Untertitel? „A Force of Nature“! Und Future und Nature, die sollen besser bunt sein.
„I Am Greta – A Force of Nature“. D/GB/SWE/US/ 2020. Regie: Nathan Grossman. In der https://www.ardmediathek.de/