Wie entsteht eigentlich Geld?
Wie entsteht Geld? In dem man einen Kredit aufnimmt. Warum tut man das? Damit mehr Geld entsteht. Muss das so sein? Offensichtlich: Denn mehr Geld bedeutet Wirtschaftswachstum – für die einen. Und für die anderen ist es zeitlebens ein Minussummenspiel. Damit das so bleibt, gibt es die Banken, die das Hin- und Herschieben von Finanzen als einfache Buchungsvorgänge betreiben. Für Carmen Losmann ist das Geschiebe der zentrale Moment ihres neuen Films. Mit der Kamera von Dirk Lütter, Deutschlands Spezialist für das Abfilmen wirtschaftlicher Prozesse, macht sich die Regisseurin auf, die Wege des Geldes transparent zu machen. Schnell stellt sich heraus, dass dies nicht ganz einfach ist. Denn das kapitalistische Wirtschaftssystem macht sich gern mal unsichtbar, hat keine bestimmbare Adresse oder antwortet ganz einfach nicht, wenn man es anruft.
Und dennoch bekommen die beiden manchen Banker oder anderen Geldspezialisten vor die Linse. Losmanns Gesprächspartner, etwa Thomas Mayer, ehemals Volkswirt der Deutschen Bank, oder der Vermögensverwalter Mathias Rusterholz, sitzen inmitten polierter Flächen in ihren Büros und versuchen, das Ökonomische zu erklären: „Die Bank braucht kein Geld, um Kredite zu vergeben. Sie produziert Geld dadurch, dass sie einen Kredit vergibt“ (Mayer). Bosomworth: „Wenn wir kein Wirtschaftswachstum haben, könnte es dazu führen, dass es zu viele Ausfälle gibt.“
Es gibt eine Menge Leute, die mit Geld ihr Geld verdienen und darüber wundersames Kauderwelsch absondern. Hoffentlich werden sie von ihren Kindern nicht gefragt, was sie den ganzen Tag auf der Arbeit getrieben haben – es kämen Sätze wie die vorangegangenen heraus. Wie kann das sein, dass aus Gequatsche Wohlstand wird? Das erklärt die Wirtschaftspublizistin Samirah Kenawi zwischendurch dann mal - während sie, passgenau, mit einigen Kollegen Monopoly spielt.
Jenseits allen Kapitalgeraunes versucht sich Losmann daran, den Kapitalismus der Gegenwart transparent zu machen. Erkennbar wird dabei ein System, dass der ganzen Welt eine krude Logik der fortwährenden Selbstreproduktion aufdrängt. Mit ihrem vielfach preisgekrönten Dokumentarfilm „Work Hard - Play Hard“ hat Losmann vor einiger Zeit schon dem modernen Personalmanagement ein Denkmal gesetzt. Das gelingt ihr jetzt mit den Grundlagen unseres Wirtschaftssystems. Eine gelungene Fortsetzung in jedem Fall – auch wenn das Publikum recht hoffnungslos zurückbleibt.