Lobbyschutzkennzeichnen statt Tierwohl
Viel war von der Ampel hinsichtlich Tierschutz nicht zu erwarten. Trotzdem schaffte es das Landwirtschaftsministerium um Cem Özdemir zu enttäuschen. Nun wird ein sogenanntes Tierwohlkennzeichen eingeführt, dass eigentlich nur als Verbrauchertäuschung betrachtet werden kann. Dass der Vorschlag sich qualitativ nicht wirklich von dem der Amtsvorgängerin, und zu weilen Nestlélobbyistin, Julia Klöckner unterscheidet, ist allerdings kein Wunder. Der Deutsche Bauernverband hat beispielsweise ganz offen den Parteitag der Grünen mit-gesponsert. Es gab einen großzügigen Stand vor Ort. Özdemir spielt anscheinend ohnehin lieber Soldat als Agrarminister. Wirklich Lust auf den Job lässt sich von außen schwer erkennen. Das zeigt auch die Haltungskennzeichnung, denn dieses hilft weder der Bevölkerung noch der Landwirtschaft.
Es ist unverantwortlich, die Agrarwende noch weiter aufzuschieben und somit unsere Versorgung mit Lebensmitteln mittel- und langfristig zu gefährden. Ein undurchsichtiges Label mit zweifelhafter Lenkungsfunktion hat sogar das Potenzial, das System Massentierhaltung weiter zu zementieren. Eine repräsentative Umfrage von "Vier Pfoten" zeigt klar, dass die Bevölkerung von wesentlich besseren Bedingungen bei den Haltungsformen 1-4 (Stall, Stall + Platz, Frischluftstall, Auslauf/Freiland) ausgeht. Mit der Tierwohlkennzeichnung wird nun die Verantwortung wieder auf die Bevölkerung abgewälzt, ohne überhaupt die Möglichkeit zu geben, eine informierte Kaufentscheidung zu treffen.
Schon Marx empfand Ställe als „Gefängnissysteme für Tiere“. Begriffe wie Tierwohl, tiergerecht, artgerecht etc. sind ohnehin reine Marketingbegriffe, denn es werden nicht die tatsächlichen Bedürfnisse, also das Wohl von Tieren, als Maßstab genommen, sondern Profitabilität. Die Bevölkerung wird bewusst in die Irre geführt, denn eine Studie nach der anderen zeigt, dass Menschen in Deutschland sich erheblich bessere Bedingungen für Tiere wünschen sowie mehr Klima-, Natur- und Artenschutz.