Jin, Jiyan, Azadî!
Frauen im Iran kämpfen für ihre Freiheit.
Seit Tagen protestieren Menschen im Iran gegen die Unterdrückung von Frauen und gegen das Mullah-Regime.
Auslöser war der Tod von Jina Mahsa Amini. Die 22-jährige Kurdin ist von der Sittenpolizei festgenommen worden, weil ihr Haar angeblich nicht korrekt verhüllt war, kurz darauf verstarb sie mutmaßlich an den Folgen von Verletzungen, die ihr im Polizeigewahrsam zugefügt wurden.
Infolgedessen gehen seit Tagen landesweit Menschen auf die Straße, Frauen schneiden sich die Haare ab oder verbrennen in der Öffentlichkeit ihr Kopftuch. Die Sicherheitskräfte gehen mit aller Härte gegen die Demonstrierenden vor, es gibt bereits hunderte Verletzte und zahlreiche Tote. Genau lässt sich die Lage schwer beobachten, da die iranische Regierung in Teilen des Landes das Internet abgeschaltet hat und Informationen z. T. schwerer nach außen dringen.
All das erinnert an die Proteste im Iran von 2009 und 2019. Auch da antwortete die Regierung mit massiver Gewalt und massenhaften Inhaftierungen. Während 2009 die Präsidentschaftswahl der Auslöser war und vor allem Kritik am Wahlergebnis und Vorwürfe des Wahlbetrugs Themen der Proteste waren, waren es 2019 die gestiegenen Benzinpreise, die die Menschen auf die Straße trieben. Doch anders als zehn Jahre zuvor wurde die Regierung nicht nur kritisiert, sondern direkt der Sturz des Regimes gefordert, denn die Rolle des Regimes und seiner Revolutionsgarden, die tief verstrickt sind in die Wirtschaft des Landes, war unübersehbar. Die Proteste blieben nicht auf Teheran und größere Städte beschränkt, sondern breiteten sich im ganzen Land aus. Durch die massive Gewalt sollen über 1.500 in dieser Zeit getötet worden sein. Wirklich eindämmen konnte die Regierung diese Proteste jedoch nicht, die seitdem immer wieder aufflammten.
Die Wut sitzt inzwischen so tief, dass viele keine Angst mehr davor haben, auf die Straße zu gehen, trotz täglich neuer Berichte über Menschen, die bei den Demonstrationen erschossen werden. Und zugleich ist dieser Protest anders als die vorigen ein eindeutig feministischer Protest, der getragen wird von mutigen Frauen, die voranschreiten. Im Iran gibt es seit der islamistischen Revolution 1979 strenge Kleidervorschriften für Frauen, wie das Tragen des Kopftuches in der Öffentlichkeit. Frauen sind in Iran vielfach benachteiligt, so dürfen sie zum Beispiel bestimmte Berufe nicht ausüben, sind beim Sorge- , Erbschafts- und Scheidungsrecht stark benachteiligt, häusliche Gewalt gilt nicht als Scheidungsgrund, usw.
Eine wichtige Rolle spielte als Auslöser der Proteste die kurdische Bewegung. So werden Kurdinnen und Kurden, wie auch andere Minderheiten, im Iran unterdrückt. Die Eltern von Mahsa Amini hatten ihr auch einen kurdischen Vornamen gegeben: Jina, den sie aber nie offiziell vergeben durften, weil die Behörden es nicht gestatteten. Und so verwundert es nicht, dass die Proteste sich im kurdischen Teil Irans schnell ausbreiteten, von wo aus sie inzwischen das ganze Land erfasst haben. Denn die Freiheit der Frau ist die Freiheit aller Frauen. Und so wurde die kurdische Parole der feministischen Bewegung: „Jin, Jiyan, Azadî” (Frau, Leben, Freiheit) auch im Persischen übernommen „زن، زندگی، آزادی“ und zum Leitmotiv der aktuellen Proteste.
Der geschäftsführende Parteivorstand hat sich am 26. September solidarisch mit den Protesten erklärt, ein Ende der Gewalt und einen sofortigen Abschiebestopp in den Iran gefordert. DIE LINKE solidarisiert sich mit den Protesten in Iran: DIE LINKE. (die-linke.de)