Die 100 reichsten Deutschen (5)
Vom Förderer Hitles zum AfD-Spender: Die Fincks
Leistung, Fleiß, Innovation und harte Arbeit? Das stecke hinter erfolgreichen Unternehmer*innen, so schaffe man es an die Spitze - sagen die Liberalen oder die Union. Von wegen! Deutschlands Superreiche sind in der Regel schon reich zur Welt gekommen. Sie haben Vermögen geerbt, die sie weiter vergrößern konnten, indem sie ihr Geld für sich »arbeiten« ließen - in der Regel in ausbeuterischer Praxis, auf Kosten von Mensch und Natur, oft verstrickt in und profitierend von Krieg und Faschismus.
Genau diese Geschichte zeigt das Beispiel der Familie Finck - Teil V unserer Serie zu den reichsten deutschen Familien-Clans:
Ende Juni gab der AfD-Bundesvorstand bekannt, die Rolle des dubiosen Politberaters Tom Rohrböck in der AfD untersuchen lassen. Damit reagiert die Partei auf Recherchen von NDR, WDR und der »Zeit«, die kurz zuvor aufgedeckt hatten, dass Rohrböck seit Gründung der AfD massiv Einfluss auf führende Politiker:innen genommen haben soll. Auch Geldangebote soll es gegeben haben. Bei der Frage, woher diese Gelder kommen, fällt immer wieder ein Name: Finck.
Bereits in der Spendenaffäre der AfD, die 2018 aufgedeckt wurde, führte die Spur zu dem Unternehmer und Milliardär August von Finck junior, ein rechter Milliardär, dessen Vermögen »Forbes« auf etwa 7,5 Milliarden Euro schätzt.
Um dem Vermögen des Finck-Clans auf die Spur zu kommen, geht es zurück zu August von Finck juniors Ururgroßvater Burckhard Finck, der 1790 einen Groß- und Einzelhandel gründete. Sein Enkel Wilhelm Finck stieg ins Bankgeschäft ein und gründete 1879 die Privatbank Merck Finck & Co. Auch an der Gründung der Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft und der Allianz Versicherungs-AG war er beteiligt.
Dank guter Kontakte zur Bayerischen Krone wurde der Bankier in den erblichen Adelsstand erhoben und durfte sich fortan von Finck nennen.
Sein Erbe August von Finck erkannte früh das Potenzial, das die aufkommende nationalsozialistische Bewegung der deutschen Kapitalistenklasse bot und setzte als einer der ersten Banker und Großindustriellen auf Hitler.
Er gehörte zu der Gruppe von Unternehmern, die sich Mitte 1931 mit Adolf Hitler im Berliner Hotel Kaiserhof trafen und der NSDAP zusagten, im Falle eines kommunistischen Aufstandes 25 Millionen Reichsmark zur Verfügung zu stellen.
Finck war auch Teilnehmer des Geheimtreffens vom 20. Februar 1933 von Industriellen mit Hitler, bei dem auch Friedrich Flick (Teil IV dieser Serie) und Günther Quandt (Teil III) zugegen waren.
Und auch für Finck zahlte sich die Unterstützung der Nazis aus: Im Zuge der Enteignung jüdischen Eigentums konnte er die Berliner Niederlassung der Privatbank J. Dreyfus & Co. und die Privatbank S. M. v. Rothschild in Wien übernehmen. Nach dem Krieg hatte Finck wie so viele Industrielle das Glück, dass die Siegermächte beide Augen zudrückten. So wurde der frühe Gönner Hitlers als »Mitläufer« eingestuft und konnte den Großteil seines Vermögens behalten.
Besonderes Augenmerk widmete Finck der Abwehr von Bodenreformmaßnahmen nach dem Krieg und der weiteren Mehrung seines Grundbesitzes, der 1970 bereits auf rund 2.000 Hektar allein an der Münchener Peripherie geschätzt wurde. Um den Landbesitz zu wahren, ließ er seine Kontakte in die CSU spielen. Der Untersuchungsausschuss des Bayerischen Landtags, der sich 1970 mit den Vorgängen befasste, endete schließlich mit einem Mehrheitsbericht der CSU, demzufolge fast alles ordnungsgemäß zugegangen sei. Überraschung!
Als das Politmagazin Panorama 1971 über die Affäre berichtete, ließ Finck eine doppelseitige Anzeige in fast allen großen Tageszeitungen mit einer Gegendarstellung schalten und klagte gegen die Panorama-Redakteure persönlich auf Schadenersatz in Höhe der Anzeigenkosten von 200.000 DM. Zahlreiche CSUler, allen voran Franz Josef Strauß, sprangen Finck zur Seite.
Als Finck 1980 starb, ging sein Imperium an den Junior über, der heute – ganz der Vater – die AfD-Kassen aufpoliert. Neben der Verwicklung in die AfD-Spendenaffäre mischte Finck junior über seine Firma Degussa Goldhandel offensichtlich auch beim lukrativen »AfD-Goldshop« mit.
Aber auch die CSU stand weiterhin stets auf der Spendenliste des Finck-Clans.
Und auch die FDP bekam etwas ab vom Kuchen: So spendete Finck in den Jahren 2008 und 2009 über verschiedene Unternehmen 1,1 Millionen Euro an die FDP und rund 820.000 Euro an die CSU. Beide Parteien hatten sich im Wahlkampf 2009 für eine Mehrwertsteuersenkung für Hoteliers stark gemacht und diese kurz nach der Wahl dann auch beschlossen. Und wie es der Zufall wollte, gehört zu Fincks Firmenimperium auch die Hotelkette »Mövenpick«, was ihn zu einem der größten Nutznießer des Steuergeschenks machte.