Pandora: Eine Oase für Milliadäre
Ein riesiges Datenleck enthüllt die Geschäfte Hunderter Politiker und Amtsträger mit Briefkastenfirmen weltweit.
- Redaktion
Ein riesiges Datenleck enthüllt die Geschäfte Hunderter Politiker und Amtsträger mit Briefkastenfirmen weltweit. In den 11,9 Millionen vertraulichen Dokumenten finden sich neben Regierungsvertretern auch zahlreiche Prominente. Das Münchner Ifo-Institut schätzt, dass dem deutschen Staat jedes Jahr 5,7 Milliarden Euro entgehen, weil Firmen ihre Gewinne in Steueroasen verlagern. Auch steinreiche Privatpersonen legen ihr Geld nicht bei der Bank um die Ecke an. In der schattigen Nische der Finanzwelt hat der Normalbürger wenig verloren, hier tummelt sich eher der gemeine Multimillionär oder gar Milliardär.
Bei den nun veräffentlichten „Pandora Papers“ handelt sich um interne Informationen von 14 Finanzdienstleistern oder Kanzleien - Unternehmen also, die ihren Kunden beim Gründen und Verwalten von Briefkastenfirmen, Trusts oder Stiftungen in Steueroasen helfen. Die Daten reichen zurück bis in die 1970er-Jahre. Die aktuellsten Dokumente stammen aus dem Jahr 2021. Dass Steuertricks zum Geschäftsmodell aller 30 DAX-Konzerne gehört, zeigte bereits im vergangenen Jahr eine Studie der Linksfraktion.
"Die Pandora Papers müssen ein Weckruf sein", sagte Christian Görke, der früher Finanzminister in Brandenburg war und gerade für die LINKE in den Bundestag gewählt wurde, am Montag. "Steuerbetrug ist ein Brandbeschleuniger für die Ungleichheit. Wir brauchen mehr Transparenz, mehr internationalen Informationsaustausch, weniger Schlupflöcher im Transparenzregister und Straf- beziehungsweise Quellensteuern auf Finanzflüsse in Steueroasen." Wie auch immer die kommende Regierung aussehen werde, hier müsse dringend gehandelt werden.
Die 11,9 Millionen Dokumente geben Aufschluss über das Finanzgebaren von Tausenden Privatpersonen, Geschäftsleuten und Politikern weltweit, darunter 35 derzeitige und frühere Staats- und Regierungschefs.
Allein 35 amtierende und frühere Staatslenker sowie mehr als 330 andere Politiker aus fast 100 Ländern sollen nach Angaben eines internationalen Konsortiums investigativer Journalist:innen Vermögen «mithilfe von intransparenten Trusts, Stiftungen und Briefkastenfirmen» angelegt haben. Neben Politikern tauchen aber auch prominente Menschen wie Supermodel Claudia Schiffer, Fußballtrainer Pep Guardiola, Ex-Beatle Ringo Starr sowie Popstar Shakira oder Sänger Julio Iglesias in den geheimen Papieren auf.
An den Recherchen waren den Angaben zufolge Journalistinnen und Journalisten von 150 Medienorganisationen aus 117 Ländern beteiligt. Zu den Partnermedien zählten unter anderem die «Washington Post», der «Guardian», der «Indian Express», «Le Monde» und «Aftenposten».